GKN Driveline digitalisiert ihr Ausbildungsangebot

Mit virtueller Ausbildungswerkstatt auf der Suche nach den Azubis von morgen

„Von heute auf morgen schlossen die Berufsschulen“, erzählt Gregor Münch, Personalleiter bei GKN Driveline in Trier. „Wir standen vor der Herausforderung unsere Auszubildenden trotz wegfallendem Schulunterricht optimal auszubilden und auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten.“ Die Coronakrise, so Münch, sei jedoch glücklicherweise nur ein Katalysator gewesen. Den Grundstein für eine Digitalisierung der Ausbildungsinhalte innerhalb des Betriebs hatten er und seine Kollegin Janet Ben Saad, die für die Bereiche Personalentwicklung und Ausbildung zuständig ist, bereits vor rund drei Jahren gelegt. So gelang der Wechsel zu digitalem Berichtsheft, mobilem Arbeiten und e-Learning reibungslos. In einem speziell entwickelten Schichtsystem wurden die Auszubildenden drei Tage die Woche im Betrieb betreut, die anderen zwei Tage lernten sie mithilfe digitaler Medien von Zuhause aus – stets in enger Abstimmung mit Ausbildungsleiter Rainer Wagner. „Natürlich mussten wir uns an die plötzliche Umstellung erst einmal gewöhnen“, sagt Wagner, „ich bin jedoch begeistert davon, wie diszipliniert und engagiert unsere Azubis auf den neuen Schichtplan reagiert haben.“

Die Auszubildenden, ergänzt Gregor Münch, sollten unter der Coronakrise keinesfalls leiden. Obwohl GKN als Teil der hart getroffenen Automobilindustrie Kurzarbeit anmelden musste, lief der Ausbildungsbetrieb stets zu 100 Prozent. „Zwar etwas langsamer und in kleineren Gruppen als gewohnt“, ergänzt Wagner, „aber dennoch mit großem Erfolg.“ Bis zu 44 Auszubildende beschäftigt GKN in Trier, das macht rund zehn Prozent aller Beschäftigten. Diese Investition in die Fachkräfte von morgen ist für den Betrieb auch in Krisenzeiten wie dieser unerlässlich.

Daher hat sich GKN auch für die Ansprache von potentiellen Auszubildenden einiges einfallen lassen: Eine eigens entwickelte App soll etwaige Hemmschwellen abbauen und Jugendliche dazu ermutigen, direkt mit dem Betrieb in Kontakt zu treten. Da durch Corona Schulbesuche und Messen wegfielen, wolle man jungen Bewerbern den Einstieg in das Berufsleben durch digitale Möglichkeiten erleichtern. Dazu zählt beispielsweise auch die virtuelle Ausbildungswerkstatt. Mit Hilfe einer VR-Brille können interessierte Jugendliche in realitätsgetreuer virtueller Umgebung einen Einblick in die Ausbildung bei GKN bekommen, die Lehrwerkstatt kennenlernen und selbst Maschinen bedienen. Dies soll, so Gregor Münch, nicht nur Interesse für eine Ausbildung im technischen Bereich wecken, sondern auch ein wenig die Praktika ersetzen, die durch die Coronakrise ausfallen mussten.

Praktika sind ein großer Motor bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf. Benedikt Paulus und Maike Schneider sind beide im dritten Lehrjahr bei GKN. Für ihre Ausbildung zum Werkzeugmechaniker und zur Zerspanungsmechanikerin hatten sich beide nach einem Betriebspraktikum entschieden. Die beiden 19-Jährigen lieben die Abwechslung, die ihr Beruf mit sich bringt. Sie sind sich einig, was sie anderen Jugendlichen in der Berufsfindungsphase raten würden: „Informiert euch frühzeitig und traut euch, auf die Betriebe zuzugehen!“ Besonders jungen Frauen möchte Maike Schneider Mut machen, sich für einen technischen Beruf zu entscheiden. „Es ist vielleicht am Anfang eine kleinere Herausforderung, sich unter den Jungs zu behaupten“, sagt sie. Aber die 19-Jährige ergänzt schmunzelnd: „Aber wenn sie mich dann um Hilfe bitten oder um Rat fragen, weiß ich, dass ich bei meiner Berufswahl alles richtig gemacht habe.“