Bröcker: Der Fokus liegt auf wettbewerbsfähigen Strukturen statt hohen Arbeitskosten

Nach dem Corona-bedingten Absturz im März 2020 ist es den Unternehmen, gemeinsam mit ihren Beschäftigten, bis in den Herbst hinein gelungen, wieder aufzuholen. Dann folgte der zweite Lockdown, der jüngst sogar verschärft wurde. Das trübt die Geschäftserwartungen wieder merklich und stoppt den positiven Trend. „Sich die Lage schön zu reden hilft nicht weiter. Selbst wenn die Talsohle durchschritten scheint, bleibt die M+E-Industrie weiterhin weit entfernt vom Vorkrisen-Niveau aus 2018“, so Thorsten Bröcker. „Damals befanden wir uns bereits in einer Rezession und dann kam die Pandemie hinzu. Der Aufholprozess wird uns noch weit ins Jahr 2022 begleiten und in einigen Teilbranchen sogar über die bis Mitte des Jahrzehnts hinaus andauern“. In der Tarifrunde müssen die unterschiedlichen Ausgangssituationen ebenso berücksichtigt werden, wie die Dauer des unternehmensindividuellen Aufholprozesses.

Zusätzlich zu den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, stecken alle Unternehmen, vor allem im Bereich Digitalisierung und Mobilität, im Strukturwandel. „Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle anzupassen geht nicht von heute auf Morgen, es braucht Zeit aber auch Geld. Fakt ist, dass aus vergangenen Strukturwan-deln stets auch neue Arbeitsplätze hervorgingen. Dies geschieht aber sicher nicht, indem man Arbeit immer teurer macht“, so Thorsten Bröcker.

Trotz der schwierigen Umstände halten die Unternehmen die Beschäftigung so hoch wie möglich. Kein Unternehmen entlässt leichtfertig gutes und hoch qualifiziertes Personal. In den letzten zwei Jahren sank die Produktion um 16,8 Prozent, die Beschäftigung hingegen nur um 2,4 Prozent. Dass die Beschäftigung den Unternehmen wichtig ist, beweist auch die intensive Nutzung der Kurzarbeit im letzten Jahr. Im Mai 2020 waren über 1,5 Millionen Beschäftigte der M+E-Branche in Kurzarbeit, im Vergleich dazu waren es auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008/2009 „nur“ 950.000.

„Unser Fokus muss darauf liegen, wettbewerbsfähige Strukturen zu schaffen und den Unternehmen ausreichend Spielraum für Investitionen in die Zukunft und in neue Produkte zu lassen, statt die Arbeitskosten weiter in die Höhe zu treiben. Dann nimmt auch die Wirtschaft nach der Pandemie auch schnell wieder Fahrt auf“, so Thorsten Bröcker.